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CD-Kritik

Impressionistisch



Bewertung:    



Mit der CD Correspondances eröffnete jüngst das belgische Schallplatten-Label Antarctica seine Reihe "Spring", wo es "talentierte und kreative Musiker mit bemerkenswerter Individualität" debütieren lässt. Hierzu erkor es als ersten den rumänischen Pianisten Cristian Sandrin (30), der Werke sowohl seines Landsmanns George Enescu als auch Maurice Ravels und Cyril Scotts einspielte.


"Am Pariser Konservatorium trafen die Musiker aus drei verschiedenen Ländern aufeinander, entdeckten gemeinsame Interessen und beeinflussten sich gegenseitig. Maurice Ravel und George Enescu traten zeitweise als Duo auf.

Die Musikauswahl zeigt sowohl ihre enge Verbindung als auch die individuellen Reaktionen auf das künstlerische Milieu ihrer Zeit. Enescu, Ravel und Scott ließen sich von Wagners Dekonstruktion der tonalen Harmonie bis hin zu Debussys Experimenten mit Klangfarben, Geräuschen und Berührungen inspirieren. Die charakteristische, fließend-harmonische Sprache jeden Einzelnen vermittelt den Eindruck von lebendigen Bildern – einem Gespräch unter Freunden."


(Quelle: leikakommunikation.de)



Den so bezeichneten Verbindungsgrad jener drei Komponisten sachlich, v.a. aber musikalisch "aufgeblättert" zu haben, hatte sich Sandrin gewisslich zum Ziel gesetzt, ja und er wird das - vielleicht als Erster überhaupt - auf pianistische Art zu ergründen versucht gewesen sein; es gibt ein Booklet zur CD, worin womöglich dies & das in dem Zusammenhang zu lesen ist, jedoch: Das Booklet ist dann lediglich auf Englisch und Rumänisch verfasst, sehr schade eigentlich, aber zugleich auch nicht allzu dramatisch, denn es werden (wie ich das jetzt in der Anordnung so sehe) lediglich die jeweiligen Anamnesen inkl. Analysen der drei eingespielten Werke mitgeteilt.

Ich forschte also - neben meinem Lauschen der mit einer Gesamtspieldauer von 72 Minuten und 54 Sekunden ausgewiesenen CD - nach Faktischem zu den drei eingespielten Werken; und das meiste, was ich diesbezüglich so im Web entdecken konnte, wusste ich bislang noch nicht. Aber vielleicht werde ich nicht der einzige gewesen sein, dem das bis dahin so erging.

Fangen wir an mit dem Enescu:

Die Entstehung des fis-Moll-Opus 24 Nr. 1 hat eine doch erstaunliche Geschichte. Sie begann mit dem erst 1993 wiederentdeckten Allegrosatz (noch nicht identisch mit dem später vorliegenden ersten Satz jener Klaviersonate) und vollendete sich erst 12 Jahre später, als der Komponist die Schlussarbeiten an dem Œdipe, seiner einzigen Oper, zu ihren Gunsten vorübergehend unterbrach. Und ihren stimmungsvollen dritten Satz, aus dem Enescu 1952 während eines Radio France-Gesprächs mit dem Musikkritiker und -wissenschaftler Bernard Gavoty einen Teil vorspielte, empfand der Interviewer wie eine "nächtliche Atmosphäre der rumänischen Tiefebene".

Cristian Sandrin kam mit dem Werk bereits als Kind stark in Berührung, denn sein Vater (auch ein Pianist) spielte es oft, nicht nur zuhause. Im Booklet ist dann übrigens ein schönes Foto mit den beiden, also Vater & Sohn, zu sehen.



Cristian Sandrin | Foto (C) John Batten Photography; Bildquelle: cristiansandrin.com


Die Miroirs (dt.: Spiegelbilder) des französischen Komponisten Maurice Ravel - neben Debussy der Haupt-Impressionist auf dem Gebiet der Musik - bilden das programmatische Zentrum der CD. Ravel schuf seinen Zyklus 1905, und die fünf Stücke haben dann so schöne Titel wie "Nachtfalter", "Traurige Vögel", "Eine Barke auf dem Ozean", "Morgenlied der Narren" und "Das Tal der Glocken". Und so schön und stimmungsvoll wie sich die jeweiligen Titel lesen, klingen diese Stücke auch. Man spürt beim Hören schon, wie gern sie Sandrin spielt; ihr doch sehr hoher technischer Anspruch an den Pianisten wird zudem zwangsläufig nachvollziehbar.

*

Am vielleicht interessantesten und (jedenfalls für mich) entdeckungswertesten: die Five Poems des 91 Jahre alt gewordenen englischen Komponisten und Schriftstellers Cyril Scott! Kennen Sie den?

Ich habe mir jetzt die Mühe gemacht, den Booklet-Text zu ihm mit Google Übersetzer einzudeutschen, also:


"Im Laufe seines Lebens hat Scott die theosophischen Ideale fest in seine Vision der Welt, der Musik und der Künste integriert. Die Five Poems entstanden in der Blütezeit seiner Karriere als Komponist und basieren jeweils auf einem Originalgedicht. Es sind Beschwörungen der Außenwelt, die zudem einen hohen symbolischen und meditativen Geist haben. Cyril Scott stellte sich vor, dass die Musik, die neben den Lesungen seiner Verse gespielt wird, ein erschöpfendes und eindringliches Erlebnis wäre. Jedes Gedicht ist eine Welt für sich, und durch die wogenden Melodielinien, gesättigten orientalischen Harmonien und zarten Klangfarben hätte sich der Zuhörer in einen Zustand gesteigerten Bewusstseins versetzt gefühlt.

Scotts Kunst ist vielfältig und die Komposition war nicht sein einziges Interesse. Scott war im Jahrzehnt 1905-15 ein produktiver Dichter gewesen, schrieb mehrere Theaterstücke und Bücher über Okkultismus, Naturheilmittel und Therapien, er war ein Mystiker, Yogi, Maler und Therapeut. Seine Freunde und Unterstützer lobten seine Vielseitigkeit. Gleichzeitig sahen seine Retraktoren in seinen weitreichenden Beschäftigungen lediglich eine Verschwendung von Energien. Sein Solo-Klavierwerk ist beachtlich, allein für dieses Instrument schrieb er mehr als hundert Stücke."



Nicht schlecht, oder?

Halten wir fest:

Correspondances mit Cristian Sandrin ist zum einen hörens- und zum anderen entdeckenswert.

Andre Sokolowski - 7. Juli 2023
ID 14279
CORRESPONDANCES
George Enescu: Piano Sonata in F# minor, Op. 24, No. 1
Maurice Ravel: Miroirs
Cyril Scott: Five Poems
Cristian Sandrin, Klavier
Aufgenommen in der Potton Hall, Suffolk vom 10. bis 12. Februar 2021
Erstveröffentlicht am 7. April 2023
Label: Antarctica Records AR 043


Weitere Infos siehe auch: https://www.cristiansandrin.com/


https://www.andre-sokolowski.de

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