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CD-Kritik

Weber,

Klarinette



Bewertung:    



Ich geb' es unumwunden zu, dass auch für mich dieses felsig behauptende Klischee zutreffen könnte, Carl Maria von Weber (1786-1826), den ersten deutschen Romantiker der Musik, vorrangig als Freischütz-Komponisten klassifizieren zu wollen, was an sich ja eigentlich nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig ist. Der Freischütz gilt nun mal im Allgemeinen als DIE Oper der Deutschen und DER Inbegriff des deutsch-romantischen Musiktheaters überhaupt. Ein jeder kennt den Jägerchor hieraus, er wird in Wunschkonzerten oder stumpfsinnigen Klassikradio-Verschnitten rauf und runter genudelt, und die Ohren freut es eingestand'ner Maßen jedesmal, wenn sie ihn hören. Schließlich ließe sich mit Kind und Kegel, selbst wenn dann die Family womöglich keinen blassen Schimmer von dem allen hätte, justament ein allererster Opernaufenthalt, wo immer es sich auch ergäbe, ausprobieren; spätestens beim großen Grusel-Highlight in der Wolfsschluchtszene kriegten auch die unbedarftesten Zuschauer/ -hörer mit, wie schaurig-schön all die romantisch-anrüchigen Schrecken und Erschrecken sind, kurzum: den Freischütz live erlebt zu haben, prägte einen schon ein Lebenlang.

Die etwas Sachverständigeren unter uns wissen natürlich, dass es außer'm Freischütz auch noch ein paar andere und nicht viel schlechter sich anhörende Weber-Opern gibt; den Oberon oder die Euryanthe beispielsweise. Beide werden hin und wieder aufgeführt; ich sah sie vor etlichen Jahren in zwei großartigen Produktionen an der damaligen Deutschen Staatsoper Berlin.

Oder wie sieht es, um ein weiteres höchst populäres Weber-Beispiel anzuführen, mit der Aufforderung zum Tanz aus? Dieses "Rondo brillant für das Pianoforte" (wie es Weber selbst bezeichnete) war seiner Zeit, und zwar erst 15 Jahre nach dem Tode ihres Komponisten, von keinem Geringeren als Hector Berlioz für Orchester bearbeitet worden - in dieser Fassung ist es noch populärer geworden als sein Original und wird so, ähnlich wie der Jägerchor des Freischütz, oft als Wunschhit oder Draufgabe in mancherlei Konzerten arg bemüht.

Soweit paar Basisfakten für den Weber hörenden Musiklaien.

*

Jetzt liegt eine CD des Labels Evil Penguin vor, auf der der belgische Klarinettist Roeland Hendrikx (54) im vorigen Jahr Webers zwei Klarinettenkonzerte sowie zwei verschiedene Opernbearbeitungen (die Agathe-Arie "Leise, leise, fromme Weise" aus dem Freischütz sowie Variationen zu einem Thema aus Silvana) mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie (Dirigent: Michael Tilkin) in der Rhein-Mosel-Halle Koblenz einspielte - und bereits "rein technisch", also was das stereofone Hörfeeling angeht, klingen die insgesamt acht Tracks mit einer Laufzeit von etwas über einer Stunde einladend grandios.

Vom Bekanntheitsgrad dürfte in dem Zusammenhang die Freischütz-Arie der Agathe (Bearbeitung: Andreas Tarkmann) ganz weit oben stehen, während die von Rainer Schottstädt arrangierten Silvana-Variationen zuvörderst neugierig auf diese (mir bis dahin völlig unbekannte) Weber-Oper machten:


"Silvana ist eine romantische (auch heroisch-komische) Oper in drei Aufzügen von Carl Maria von Weber. Das Libretto stammt von Franz Carl Hiemer und basiert auf Webers Oper Das Waldmädchen. Die Uraufführung erfolgte am 16. September 1810 in Frankfurt am Main. Eine überarbeitete Fassung wurde am 10. Juli 1812 im Schauspielhaus Berlin aufgeführt. Weitere Verbreitung fand auch eine um 1885 vollständig umgearbeitete Fassung von Ferdinand Langer und Ernst Pasqué, die auch werkfremde Musik Webers verwendete. [...] Im 20. Jahrhundert wurde die Oper erst wieder 1989 in Zwingenberg aufgeführt. 1996 folgten szenische Aufführungen im Stadttheater Hagen, auf deren Basis eine CD veröffentlicht wurde. 2010 erschien eine Neuaufnahme der Urfassung von 1810 unter der Leitung von Ulf Schirmer. [...] Dadurch, dass die Rolle der Silvana als stumme Rolle angelegt ist, konnte Weber mehr emotionales Gewicht auf die Orchestrierung legen. Insbesondere die Oboe und das Violoncello erhalten eine besondere Bedeutung."

(Quelle: Wikipedia)



Was hinsichtlich des von Stef Grondelaers vorzüglich zusammengestellten Booklets erstaunte und etwas befremdete, war/ ist die Tatsache, dass zwar zu allem der drei andern Weber-Werke (Klarinettenkonzerte, Agathe-Arie) ausgiebig und sachdienlich geschrieben wurde, ausgerechnet aber zu Silvana reinweg nichts - daher dann auch unsre behelfsmäßige Wissensflucht zur Wikipedia-Plattform; sorry.

* *

Das zweite dürfte das etwas bekanntere der beiden Klarinettenkonzerte von Weber sein; die Opus 74 und 73 zählen zwar nicht unbedingt zu meinen persönlichen Weber-Favoriten (ich bin mehr der Oper statt dem Instrumentalkonzert verhaftet), aber als ich jetzt nach langer, langer Zeit - apropos Popularität in puncto Weber - Alla Polacca, den dritten Satz von Opus 74, wieder einmal hörte, zuckte ich erfreulichst auf à la "das kenn' ich doch, das habe ich doch schon sooft gehört".

Und justament zog ich mir beide Werke, sowohl das erste als auch das zweite Klarinettenkonzert, dreimal hintereinander rein. Erst jetzt, also nach dieser intensiven Anhörarbeit, wagte ich in etwa zu behaupten, dass ich letztlich auch dann diese beiden Beispiele von Webers "wertvollster Musik" (wie sie von Grondelaers bezeichnet worden war) begriff oder gefühlhaft nachvollziehen konnte.

Noch mehr Weber hören und entdecken? Ja! The Clarinet as Prima Donna [so der Titel der CD] deckt beides, also Weberhören und -entdecken, aufs Empfehlenswerte ab.



Der Klarinettist Roeland Hendrikx | Foto (C) Jimmy Kets; Bildquelle: roelandhendrikx.com


Roeland Hendrikx zählt weltweit zu den herausragendsten Klarinettisten der Gegenwart.


"Nach seiner Ausbildung in Leuven und Antwerpen (u.a. bei Walter Boeykens) perfektionierte er sich in Frankreich, Kanada, England und den Niederlanden u.a. bei Thea King, Charles Neidich und Guy Deplus. Vierzehn Jahre lang war er Klarinettensolist beim Belgischen Nationalorchester und davor sechs Jahre lang beim Orchester des Théâtre Royal de la Monnaie, doch 2017 entschied er sich entschlossen für eine Karriere als Solist, obwohl er nach wie vor ein leidenschaftlicher Verfechter der Kammermusik ist, unter anderem mit seinem eigenen Roeland Hendrikx Ensemble.

[...]

Hendrikx unterrichtet Klarinette am Konservatorium von Maastricht und an der LUCA School of Arts (Lemmens Institute) in Leuven. Darüber hinaus gibt er regelmäßig Meisterkurse, u.a. in Japan, China, Kolumbien, Singapur, Bangkok und den USA, u.a. an der Juilliard School, der Manhattan School of Music, der De Paul University (Chicago), der Northwestern University, der Yale University, der Oklahoma University, der Long Beach University (LA) sowie in Atlanta an der Emory University und der Georgia State University."

(Quelle: Wikipedia)

Andre Sokolowski - 17. Oktober 2023
ID 14436
Carl Maria von Weber. The Clarinet as Prima Donna
Weber: Klarinettenkonzert Nr. 1 op. 73
- "Leise, leise, fromme Weise", Arie der Agathe aus der Oper Der Freischütz op. 77 (Bearbeitung: Andreas Tarkmann)
- Klarinettenkonzert Nr. 2 op. 74
- Variationen zu einem Thema aus der Oper Silvana op. 33 (Bearbeitung: Rainer Schottstädt)
Roeland Hendrikx
Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Dirigent: Michael Tilkin
Aufgenommen in der Rhein-Mosel-Halle Koblenz, 2022
Label: Evil Penguin EPRC 0053


https://www.eprclassic.eu


https://www.andre-sokolowski.de

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